Sonntag, 23. Januar 2011

Hasta la vista baby

Conny Matthes klettert Terminator 8a/8a+ bloc.

1999 stand ich mit meinem Vater Erich das erste Mal unter den gechalkten Spuren in diesem monströsen Dach. Beide schüttelten wir mit dem Kopf und konnten uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass man dort lang klettern kann.

Zeitsprung:
"Auf gehts Roman! Ab in den Henkel!" Im November 2010 schleppen wir unsere holländischen Freunde Suzanne und Roman mit ans Terminatordach. Roman ist genauso heiß wie wir. Wir wollen Terminator probieren. Das ende vom Lied war, dass Roman das Ding nach drei Versuchen locker wegflockte und auf uns eine ganze Menge Arbeit wartete. Und so gingen wir unermüdlich ans Terminatordach. Den Weg nach Pottenstein findet mein Auto nun von alleine ;). Doch ab Jahresbeginn 2011 ging nix mehr. Das einsetzende Tauwetter und die damit verbundenen Bedingungen machten uns einen kräftigen Strich durch die Rechnung. Allerdings muss man dazu sagen, dass wir bereits seit einiger Zeit im Terminator keine nennenswerten Fortschritte mehr machte. Immer klappten wir im Letzten Drittel des Boulders zusammen. Es fehlte einfach an Körperspannung.

Die lange Schlechtwetterperiode verbrachten wir im Bamberger Boulderraum, wobei wir viele Sloper- und Pressboulder versuchten. Dann kam Conny auf die Idee das Ganze mit Körperspannungsübungen und Antagonistentraining zu kombinieren. Ich hätte nie gedacht wie anstrengend so etwas sein kann.

Ich denke, dass der gestrige Samstag der erste Tag seit drei Wochen (im Frankenjura) war, an dem man von guten Bedingungen reden konnte. Wir legten großen Wert auf das aufwärmen. Wir kletterten die Traverse in verschiedensten Varianten und waren im Kopf recht locker. Dann ging das warm-up im Terminator weiter. Conny konnte auf Anhieb das letzte Drittel locker klettern. Bei mir genauso. Dann machte sie einen Versuch und fiel am letzten Zug zum Henkel. Nach 15 Minuten Pause konnte Conny endlich das Terminatordach durchsteigen und somit ihren bis Dato größten Erfolg feiern. Ich musste mich noch sehr mühen, dass es dann kurz vorm Dunkelwerden auch mir gelang. Für mich ging ein kleiner Traum in Erfüllung.

Heute hatten wir beide noch Körner, um ein alten Sack, den "Buttholesurfer" 7c+in Burggrub, abzuhängen. Conny holte sich zum Dessert nochdas klassische "Atom Heart Mother" 7b im zweiten Versuch. Solche Wochenenden gibt es für uns nicht all zu oft. Doch es gibt sie... Fotos Folgen noch.

Sonntag, 9. Januar 2011

Bedingungsbericht

Seit Freitag ist durch den Temperaturaufschwung (bis 12 °C) vieles dermaßen nass, dass auch keinen intensiven Drocknungsbemühungen mehr fruchten. Die Fränkische sowie der Thüringer Wald (auch Hülloch) sind seither komplett abgesoffen. Mit einer Besserung ist (laut Wetterbericht) in den kommenden Tagen nicht zu rechnen. Das bedeutet: Plastik oder wegfahren. Im Tessin dagegen schauts wohl recht gut aus. Da wird momentan gut gerockt.
Nix für ungut...
Thomas

Wenn das Ego Amok läuft…

Vom Sinn oder Unsinn des Projektstatus
(Thomas Hocke /Januar 2011)

Die folgenden Zeilen sollen als eine Art Aufforderung zum Denken und Diskutieren verstanden werden. Dieser Aufsatz soll als Denkansatz Möglichkeiten und Grenzen des Sportkletterns unter einer rein ethischen Perspektive eröffnen und in einem ersten Teil einen Themenspezifischen Rahmen um das Thema „Projektstatus von Kletterrouten“ knüpfen.
Als übergeordnete Fragestellung möchte ich die Gültigkeit des so oft praktizierten Prinzips des Anspruchs des Erschließers einer Route auf die erste Begehung (freie Begehung) prüfen.

Damit das ganze nicht so trocken wird möchte ich versuchen mit viel Praxisbezug und Beispielen darzustellen und zu argumentieren.
Beginnen möchte ich mit einem Traum, der mich seit einigen Jahren immer wiederkehrend fesselt und beschäftigt.
Es beginnt an einem warmen Sommerabend. Ich verlasse meine Wohnung und mache nur wenige Schritte in ein mir sehr wohl bekanntes Waldgebiet. Ich spaziere total entspannt an einem Hang entlang. Ich war schon so oft hier (auch außerhalb meiner träume). Und ich kenn euch versichern hier gibt’s nur Buchen und nicht mal etwas, was aussieht wie ein Felsen. Doch im Traum ist ja alles anders. Ich wende meinen Blick links bergauf. Und plötzlich, was sehe ich? Den Perfekten Fels. Mein Fels. Den hab ich schon immer gesucht. Ich beschreibe ihn kurz, damit jedermann weis wie ich ticke. Er befindet sich fünf Gehminuten von meiner Wohnung entfernt, ist nordseitig ausgerichtet (wegen dem Grip), hängt nach allen Seiten stark über, 30 Meter hat er auch an Höhe, eine Boulderhöhle gibt’s dazu und ist mit den unglaublichsten Strukturen übersäht, die man sich nur vorstellen kann. Wahrlich ein Traum! Mein erster Gedanke: „Schnell und heimlich einbohren.“ Damit, wenn fertig, das Meisterwerk der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Meine Augen zeichnen die Lienen auf den Fels. Innerhalb kürzester Zeit weis ich schon, wie und wo die Routen Verlaufen werden. Es sind über zwanzig Aufstiege, die Schwierigkeiten gehen bis open end. Ein vertrauter Denkprozess spielt sich in meinem Kopf ab. Alles läuft nur auf das suchen von Linien hinaus. Ein Wahnsinns Traum! Doch da, was sehe ich da: Haken! Nein das darf und kann nicht sein. Und dort: Oben links, ein Fixseil. Da, plötzlich Bohrgeräusche. Wie ein getriebener gehe ich der Sache nach. Mein Traum wird zum Alptraum. Das letzte was ich in meinem Traum mitbekomme ist, dass ich meinen guten Freund Dirk erkenne und ihn freundlich grüße. Er hat den ganzen Felsen eingerichtet und natürlich die besten Linien schon befreit.
Die Frage, die sich für mich hier stellt, ist: Hab ich etwas verloren oder etwas gewonnen?
Man kann hierzu noch unzählige Fragen stellen, beispielsweise warum mich so etwas beschäftigt, bin ich so ein Egoschwein, dass ich es in den Träumen verarbeiten muss, oder muss ich immer der Erste sein und kann ich nur glänzen wenn ich den Anderen etwas präsentiere von dem niemand wusste? Und überhaupt, warum hat Dirk keine Rastas mehr? Und was macht er in meinen Träumen? Egal.
Der Grund, meine vorweg gegangen Schilderung, ist der meiner Fragestellung eine Basis zu geben, sie mit Inhalt zu füllen.

Wem gehört eigentlich Fels? Niemanden, Allen oder einem Einzelnen? Steht das Objekt der Begierde auf Privatgrund, so ist die Frage leicht zu beantworten. Doch sehen wir es einmal aus der Perspektive unserer „Klettergemeinschaft“: …und da geschah es, dass einer daher kam und zufällig durch die Blätter des Waldes etwas Felsähnliches schimmern sah. Er bohrte die besten Linien ein und fertig. Das war es. Nun gab es nur noch Spinnenweben. Tag ein Tag aus kam niemand, um die Projekte zu befreien. Viele andere hegten Interesse die Touren einfach klettern zu wollen.
Jetzt stellt sich die Frage, ob der Erschließer den Anspruch darauf hat die Touren zu erst zu klettern. Wenn ja: Wie lange? Weiterhin frage ich mich, ob es etwas ausmacht, ob Karl Heinz oder Klaus Dietrich zuerst da hoch macht. Natürlich kann man wiederum entgegnen, dass Karl Heinz sehr viel Arbeit hatte die Touren einzurichten. Und dann kommen Klaus und seine Kumpanen und rocken die Dinger einfach weg. Da ist es mehr als logisch, dass Karl stinkig ist. Zudem hatte Karl immense finanzielle Aufwendungen. Die Haken hatte er sich vom Munde absparen müssen.

Wenn ich ganz ehrlich zu mir selber bin, dann muss ich folgendes gestehen. Hätte jemand anderes meine besten Touren vor mir geklettert, dann hätte mich das in einem bestimmten Maße geärgert. Ich hätte mich zweimal geärgert. Einmal, dass ich es nicht schneller geklettert habe und zum anderen hätte ich mich über mich selber geärgert. Über mein Ego. Denn: Was ist schon dabei? Bleib locker Herr Hocke! Ich bohre unheimlich gerne Touren ein. Ich suche gerne Felsen und dann die Linien. Mir macht das Putzen und das setzen der Haken spaß. Das Probieren der einzelnen „jungfräulichen“ Züge. Es ist ein tolles Erlebnis. Der ganze Prozess bis zum ersten Rotpunkt ist eine geniale Erfahrung. Doch kann es nicht auch toll sein, an diesem Prozess andere teilhaben zu lassen? Zum Beispiel beim klettern der Tour. Wir probieren die Züge gemeinsam und wer das Puzzle als Erster zusammenfügt hat die Erstbegehung. Ich als Erschließer bin ja schon auf meine Kosten gekommen. Der ganze Prozess hat mir großen Spaß gemacht. Die Spanier und Franzosen machen uns es ja vor. Bei denen gibt es kein Projektstatus. Die bohren ein und probieren. Kommt ein stärkerer und würde die Tour gerne versuchen, dann ist das kein Problem. Ich selber bin noch nicht auf dieser Ebene angelangt. Aber gerne würde ich da hinkommen. Gerne würde ich irgendwann einfach den egoistischen Schnürsenkel (der immer sagt: Finger weg, das ist mein Revier) im ersten Haken weg lassen. Vielleicht helfen mir ja diese Zeilen dabei, dem einen Schritt näher zu kommen.
Meiner Meinung nach schadet eine solche egoistische Einstellung der Athleten der Progression unseres Sports. Denn was passiert, wenn die Erschließer Jahrelang auf ihren Projekten herum glucken. Zum einen gibt es keine Veränderung und das ist schlecht für den Sport. Zum anderen manifestiert sich eine Ethik, welch nicht mehr „zeitgemäß“ ist, da die Frequentierung an unseren Felsen Jährlich zunimmt. Beispiel: Bouldern im Frankenjura ist in. Trotz Boulderappell kennen alle die Spots.
Ergo wirkt der Projektstatus hemmend auf die ganzheitliche Verteilung und somit Entlastung der Felsenlandschaft. Weiterhin stehen wunderschöne Linien da, welche aufgrund Projektstatus nicht geklettert werden können. Vielleicht sind es Touren, die eine neue Schwierigkeitsdimension aufbrechen können? Adam und Co. würde da schon hoch kommen. Aber unser Karl Heinz versucht sich schon seit 5 Jahren an den ersten drei Zügen.
Doch genau dieser „egozentrische“ Aspekt, dass Karl Heinz die ersten drei Züge schon seit Jahren immer und immer wieder versucht, veranlasst mich dazu, über meine vorangegangene Argumentation stark nach zu denken. Hierbei eröffnet sich eine weitere Dimension: Respekt. Und zwar der Respekt vor 5 Jahren der Hartnäckigkeit. Was wäre das für ein Arschtritt, wenn dann einer kommt und dem Karl Heinz zeigt, wie es richtig gemacht wird.

Ich finde, dass das schon eine recht verzwickte Sache ist. Die mit dem eigenen Projekt. Ist es möglich, eine Lösung zu erarbeiten, die ohne wenn und aber auskommen kann?

Es wäre toll, wenn sich daraus ein Diskurs entwickeln kann. Was meint Ihr?

P.S. Alle Karl Heinze und Klaus Günter sollen sich nicht auf den Schlips getreten fühlen. Die zwei sind rein fiktive Figuren.

Montag, 3. Januar 2011

Unverhofft kommt oft...

Tja, was soll man sagen? Eigentlich war das Hülloch am vergangenen Wochenende eher die Notlösung. Andere Projekte haben Vorrang. Aber wir waren gerade mal wieder in heimischen Gefielden und nach der Silvesterparty bei Freunden hatten wir auch keinen Nerv mehr bis in die Fränkische oder sonst wohin zu juckeln. Also gings ins gute alte Hülloch. Ganze zwei Boulder fehlten mir bis dato noch: eine 8b traverse welche sich durch eine knallharte 7c+ Traverse gefolgt von einem bitteren 8a bloc auszeichnet (fällt für mich momentan aus ;)) und eine 8a+ bloc Stehstart. Beide Boulder wurden vor ca. 1,5 Jahren von Markus Hoppe erstbegangen und stellen schwierigkeitstechnisch das Ende der Fahnenstange im Freistaat dar. Meine Wahl viel auf den 8a+ bloc namens Graham. "Graham" war der damalige Arbeitstitel für dieses Projekt. Wir sagten immer: "Das Ding ist so schwer, dass nur Dave Graham da nauf kommt." Nun ja...
Der Boulder zeichnet sich durch eine monströse crux gleich zu beginn aus. Man startet im Stehen an einem Henkel. Nun geht man mit links weit auf eine flache Schulterleiste im Dach und kreuzt mit rechts in einen kleinen Spalt, den man genau treffen muss. Ich verspanne die Füße im Dach und drehe flux die Schulterleiste mit links als Untergriff, um dann mit rechts weiter auf bessere Griffe zu schnappen. Danach gehts noch eine 7b raus. Im Endeffekt ist Graham eine geniale Dachlinie mit wahnsinns Bewegungssequenzen. Man kann auch noch einen 7b Sitzstart namens "Dave" dran hängen. Das ist bis jetzt noch nicht geklettert. Also ihr starken da draußen: Kommt und holt ihn euch den "Dave Graham"! Diese gestrige Begehung widme ich übrigens meiner linken Schulter, die seither brennt wie Feuer.